Ich bin nicht-wechselwillig und doch, ach, immer auf der Suche (ich armer Tor)

70% aller Nutzer einer Jobbörse sind wechselwillig wie die Ende 2016 von einer Personalvermittlung veröffentlichte Studie zeigte. Die Konklusion: Arbeitgeber dieser Welt! Seid auf der Hut! Passt auf Eure Schäfchen auf, kümmert Euch, erhöht die Mitarbeiterzufriedenheit. Sonst sind bald alle weg.

Diesen alarmierenden Aufruf kontern wir mit einem trockenen Hinweis auf das, was die Mathematik bedingte Wahrscheinlichkeit nennt.

Die blitzgescheiten Nutzer von Jobtensor, ihres Zeichens Techniker und Naturwissenschaftler, wissen natürlich gleich, worum es geht. Jedenfalls die frischen Absolventen unter Ihnen, die wir gerne unterstützen, einen ebenso spannenden wie gut-dotierten ersten Job zu finden.

Sollte Ihre letzte Mathevorlesung aber etwas weiter zurück liegen, helfen wir auf die Sprünge:

Eine bestimmte Krankheit habe 0,1% einer Bevölkerung befallen. Ein Test liefert ein positives Resultat mit Wahrscheinlichkeit 99%, falls die getestete Person krank ist, aber auch mit Wahrscheinlichkeit 1%, falls die getestete Person gesund ist. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Person mit positivem Test tatsächlich krank ist?

Die überraschende Antwort lautet: 9% (Quelle und Rechenweg). Nur 9%!

Sollten Sie also einmal von Ihrem Arzt mit einem Schreckensfund konfrontiert werden, bewahren Sie einen kühlen Kopf und zücken sogleich Ihren Taschenrechner.

Ebenso kritisch ist natürlich die Interpretation der obigen Studie zu werten: Natürlich gibt es eine erhöhte statistische Wahrscheinlichkeit, dass die Nutzer einer Jobbörse wechselwilliger sind als ihre nicht auf der Suche befindlichen Kollegen.

Ist nicht etwas anderes viel erstaunlicher: Dass 30% der Nutzer einer Jobbörse NICHT wechselwillig ist? Was bringt uns dazu, die Suchfunktion einer Jobbörse anzuwerfen, wenn nicht die Hoffnung auf einen spannenderen Job, eine steilere Karriere und ein besseres Leben?

Die Antwort lautet: Manche Menschen sind immer auf der Suche. Auch wenn sie sich nicht verändern wollen. Oder behaupten und selbst glauben, sich nicht verändern zu wollen. Ich will bin nicht-wechselwillig, aber…

…aber

…aber

Es ist dieser kleine Nebensatz, wo ein guter Arbeitgeber nachhorchen und verstehen muss. Was ist der fehlende Mosaikstein, der feine Riss in der Beziehung zu seiner wertvollen Fachkraft? Er tut gut daran, sich frühzeitig zu kümmern. Denn wenn er es nicht tut, wird der nicht-wechselwillige-und-doch-suchende irgendwann über eine Stellenanzeige stolpern, die plötzlich Bilder und Farben im Kopf des Suchenden auslöst. Eine Idee, ein kleiner Gedanke, der immer größer und konkreter wird. Bis aus dem nicht-wechselwilligen ein wechselwilliger Suchender wird.

Und dann ist es häufig schon zu spät.