Reine Lüge? Ein Gedanke zum Fachkräftemangel für Ingenieure

Ein interessanter Kommentar im Manager Magazin: Jakob Osman hält den Fachkräftemangel in vielen Bereichen für ein Märchen. So prognostiziert etwa das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW), dass 2029 unserem Land bereits 390.000 Ingenieure fehlen werden! Wie kann unsere Wirtschaft überhaupt noch funktionieren, wenn es an allen Ecken und Enden an technischer Expertise fehlt? Sterben wir den Ingenieurmangel-Tod?

Süffisant macht Herr Osman darauf aufmerksam, dass das gleiche Institut bei einer früheren Prognose bereits kräftig daneben gelangt hat – nämlich um glatte 140.000 Ingenieure – eine Großstadt, in der nur Ingenieure leben. Der Kommentator vermutet eine Strategie dahinter: Der propagierte Fachkräftemangel bringe die Politik dazu, den Markt verstärkt für ausländische Arbeitssuchende zu öffnen. Indirekt werden so die Löhne der Damen und Herren Ingenieure reguliert. Und zwar nach unten.

Wir vermögen nicht zu sagen, ob es tatsächlich eine solch konzertierte Anstrengung in Teilen der Wirtschaft gibt. Möglich ist es. Vielleicht gibt es aber auch keine gezielte Stoßrichtung. Vielleicht wollte ein Institut einfach mal wieder in die Schlagzeilen kommen. Schlechte Nachrichten und Untergangsszenarien verkaufen sich einfach besser als Optimismus oder nüchterne Fakten.

Was wir sicher wissen: Wenn Sie ein Unternehmen sind, das Fachkräfte sucht, nutzt es nichts über den Fachkräftemangel zu dozieren. Es ist verschwendete Zeit. Es bringt Sie in eine pessimistische, teilweise gar fatalistische Stimmung und Sie kommen der Besetzung Ihrer offenen Stellen kein Stück voran.

Wir finden keinen Laborleiter, weil es einfach zu wenige qualifizierte Fachkräfte gibt in unserer Region. 

Oder:

Wir können uns vor Aufträgen kaum retten. Wir haben bereits Pläne für eine zweite Produktionshalle in der Schublade. Aber wir werden ohnehin keine guten Leute finden, die sich mit Härtung und Veredelung auskennen. Daher bleiben wir lieber klein.

Wir hören solche Geschichten täglich, wenn wir mit mittelständischen Unternehmen über ihre Erfahrungen bei der Suche nach Fachkräften sprechen. Es gibt tatsächlich Geschäftsführer, technische Leiter und Personaler, die sich in ihr Schicksal zu fügen scheinen und trotz schreiender Vakanzen in ihrem Unternehmen nicht mehr ernsthaft suchen.

Eine Lüge wird zur Realität, wenn wir sie als solche akzeptieren statt innerhalb unseres Einflussbereiches Widerstand zu leisten.

Wollen Sie allen Ernstes den Fortbestand und die Expansion Ihres Unternehmens gefährden, weil Sie die Unkenrufe des „Fachkräftemangels“ in Ihrem Kopf hören? Denn genau das tut ein Unternehmen, wenn es keine permanente Anstrengungen unternimmt, kritische Vakanzen zu füllen.

Mitarbeitersuche kann anstrengend sein, wenn Sie es nicht richtig angehen. Und sogar dann, wenn Sie alles richtig machen. Diffuse Statistiken und Schlagzeilen sind aber keine Ausrede, um nicht täglich unsere Hausaufgaben zu machen und die Besten des Faches zu finden und binden.