Fachinformatiker - Alleskönner in der Anwendungsentwicklung

Was bedeutet Fachinformatiker / Anwendungsentwicklung?

Fachinformatiker ist seit 1997 ein relativ neuer Beruf im Bereich der Informations- und Telekommunikationstechnik. Er teilt sich in die Spezialisierungen – Anwendungsentwicklung und Systemintegration auf. Die offizielle Bezeichnung lautet Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung, Fachinformatiker / Anwendungsentwicklung oder einfach FIAE. Der Fachinformatiker ist in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Liechtenstein ein anerkannter Ausbildungsberuf und schließt am Ende der Ausbildung mit einer IHK Prüfung ab. Da es im englischsprachigen Raum keine Entsprechung zu diesem Beruf gibt, verwendet die IHK die englische Berufsbezeichnung Computer Science Expert.

Wie man anhand des Namens Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung schon vermuten kann, ist die grundlegende Aufgabe das Konzipieren, planen und Entwickeln von kleinen Anwendungen bis hin zu umfangreichen Softwarelösungen für Unternehmen oder private Kunden. Ob es um kleine Tools zur Erleichterung von Arbeitsprozessen, komplexe Software für die Abteilung eines großen Unternehmens oder um die private Webseite des Nachbarn geht, der FIAE findet für Kunden die passende Lösung.

Was macht ein Fachinformatiker / Anwendungsentwicklung? (Berufsbild / Aufgaben)

Der Beruf des Fachinformatikers wurde von Unternehmen schon lange gefordert. Es mangelte an Nachwuchs mit genügend Praxiserfahrung. Studierte besaßen viel theoretisches Wissen, aber zu wenig Praxis. Gleichzeitig besaßen ungelernte Programmierer zu wenig Hintergrundwissen. Der Fachinformatiker sollte diese Lücke schließen. Die Aufgaben sind deshalb sehr vielfältig und reichen von einfacher Programmierung mit Programmiersprachen wie C#, Java oder TypeScript über Unit Testing (Software Testing) bis zum Projektmanagement.

Im Gegensatz zum einfachen Programmierer ist der Fachinformatiker von Anfang an am Entwicklungsprozess beteiligt und begleitet ihn bis zur Übergabe der Anwendung an den Kunden. Falls nötig übernimmt er auch die anschließende Schulung der Mitarbeiter. In den ersten Beratungsgesprächen wird geklärt, was sich der Kunde genau vorstellt. Dabei geht es um Themen wie Sinn und Zweck für die Anwender, gewünschte Funktionen, Feststellung der Voraussetzungen und der benötigten Technologien und Benutzeroberflächen.

Es kommt auch vor, dass bereits bestehende Software lediglich angepasst, verbessert oder aktualisiert werden muss. Neben der Planung ist der FIAE auch für den wirtschaftlichen Teil zuständig. Wie viele Arbeitsstunden benötigt die Entwicklung und Implementierung der Software? Werden externe Entwickler mit speziellem Know-how benötigt? Wie lange dauern einzelne Phasen des Projekts? Wo gibt es Überschneidungen und wo zeitliche Engpässe? Werden Lizenzen oder Gebühren für Software, Bilder oder Texte benötigt? Müssen die Mitarbeiter im Umgang mit der neuen Anwendung geschult werden und wenn ja, wie lange? Viele solcher Fragen müssen bei der Erstellung der Projektplanung und des Kostenvoranschlags berücksichtigt werden.

Anschließend geht es an die Umsetzung. Dafür kommen die unterschiedlichsten Programmiersprachen und Technologien zum Einsatz. Um den Anforderungen der unterschiedlichen Projekte gewachsen zu sein, muss sich der Fachinformatiker schnell in neue Themengebiete einarbeiten und diese in der Praxis einsetzen können.

Die Anwendungen müssen aber nicht nur programmiert, sondern auch getestet werden. Im Gegensatz zu früher werden heute schon während der Entwicklung Teile des Programms getestet und gegebenenfalls angepasst. Dabei handelt es sich meist um sogenannte Black-Box-Tests, die schnell und einfach durchgeführt werden können. Typische Testbereiche sind z. B. Formulare und Tabellen. Es gibt viele Testverfahren und Möglichkeiten der Qualitätskontrolle. Je nach Anforderungen und Vorgaben des Kunden muss der Fachinformatiker entscheiden, welche Maßnahmen sinnvoll und im Rahmen der Kosten und der Zeit nötig sind. Das gilt auch für Notizen und Berichte, die er nach eigenem Ermessen anfertigt. Sie helfen ihm später bei Problemen mit dem Produkt oder bei der Erstellung von Handbüchern, Präsentationen oder Dokumentationen.

Kommunikation ist das A und O für den Fachinformatiker. Er muss sich regelmäßig mit den Kunden, den Vorgesetzten und seinen Kollegen abstimmen, um auf dem Laufenden zu bleiben. Dazu gehört auch manchmal ein Meeting zu leiten, Präsentationen zu erstellen und zu halten oder Mitarbeiter am Ende des Projekts zu schulen.

Wie wird man Fachinformatiker Anwendungsentwicklung? (Ausbildung und Voraussetzungen)

Um den vielfältigen Aufgaben eines Fachinformatikers / Anwendungsentwicklung nachgehen zu können braucht man::

• eine selbständige und zielorientiert Arbeitsweise
• IT-Affinität
• Spaß an Herausforderungen
• gute Englischkenntnisse
• Flexibilität
• Kommunikationsfähigkeit
• logisches und abstraktes Denkvermögen
• einen sehr guten Realschulabschluss oder Abitur

Neben Anwendungsentwicklung und Systemintegration gibt es seit August 2020 auch die Daten- und Prozessanalyse und den Fachinformatiker für Digitale Vernetzung.

Die duale Ausbildung gliedert sich in Blockunterricht in der Berufsschule und in einen Praxisteil im Ausbildungsbetrieb. Am Anfang der Ausbildung muss sich jeder für eine der vier Spezialisierungen entscheiden. In der Berufsschule werden viele Grundlagen erarbeitet, die für alle Fachinformatiker wichtig sind, aber der größte Teil ist auf die Spezialisierung zugeschnitten. Zu den praktischen Themen und Aufgaben für Anwendungsentwickler in der Berufsschule kommt die Projektarbeit im Ausbildungsbetrieb.

Zu den grundlegenden Dingen für alle Fachinformatiker gehören organisatorische und wirtschaftliche Fragen zu Projekten ebenso wie nützliches für den Arbeitsalltag. So ist Fachenglisch ein wichtiger Bestandteil des Unterrichts, da gute Fachliteratur oft in englischer Sprache zu finden ist, ebenso wie Onlinekurse und Literatur zu speziellen Themen. In der heutigen Arbeitswelt mit Remote Jobs und Home-Office sind internationale Teams keine Seltenheit und Geschäftsenglisch in deutschsprachigen Unternehmen wird immer öfter praktiziert. Auch in der praktischen Arbeit spielt Englisch eine wichtige Rolle. Ein guter Programmierer kommentiert seinen Quellcode in englischer Sprache. So ist jeder Entwickler nach ihm in der Lage an dem Projekt zu arbeiten, unabhängig von seiner Herkunft. Weitere nützliche Fähigkeiten sind der Umgang mit PowerPoint für Präsentationen und das Erlernen der DIN-Normen für Geschäftsbriefe.

Zu den praktischen Grundlagen für jeden Fachinformatiker gehören das Installieren und Konfigurieren von Anwendungen und Basics in der Webentwicklung. HTML (Hypertext Markup Language), CSS (Cascading Style Sheets) und PHP sind für jeden Fachinformatiker ein Begriff. Anwendungsentwickler vertiefen dieses Wissen in ihrer Spezialisierung noch mit anderen Technologien wie JS (Javascript), XML (Extensible Markup Language), jQuery (Javascript Library), Ajax (Asynchronous Javascript and XML) oder Angular

Was sollte ein Fachinformatiker / Anwendungsentwicklung können?

Fachinformatiker / Anwendungsentwicklung müssen immer auf dem neuesten Stand sein. Technologien verfolgen und Änderungen in ihre Projekte einbeziehen. Begriffe wie Microsoft .Net Framework, Microsoft SQL Server, ASP .NET, Webservices, WCF (Windows Communication Foundation), RESTful API (Representational State Transfer), SOAP (Simple Object Access Protocol) sind nicht zwangsläufig Teil der Ausbildung. Dennoch muss man sich damit auseinandersetzen, sobald es für ein Projekt erforderlich wird.

Hilfreich hingegen sind Kenntnisse, die das Arbeiten erleichtern. Beispielsweise Git oder die Arbeit mit API’s (Application Programming Interface) sind wichtige Themen, um die man nicht herumkommt.

Wie viel verdienen Fachinformatiker / Anwendungsentwicklung? (Gehalt / Verdienst)

Der Verdienst hängt von der geografischen Lage, dem Arbeitgeber und der Erfahrung des Fachinformatikers ab. Das Anfangsgehalt liegt nach der Ausbildung meist zwischen 24.000 bis 36.000 im Jahr.